Niederdeutsch in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt wird auch Platt gesprochen! Das Niederdeutsche ist vor allem im Norden und Westen des Landes beheimatet und zeigt sich in den verschiedenen Varianten Börde Platt, Altmärker Platt und Harzer Platt. Darin wird nicht nur eine vielfältige Sprachen- und Mundartenlandschaft deutlich, es stärkt auch die regionale und lokale Identität des Landes und der Menschen in Sachsen-Anhalt. Sprachwissenschaftlich gilt das Niederdeutsche als eine neben dem Hochdeutschen eigenständige Sprache, die im heutigen Sachsen-Anhalt seit Jahrhunderten beheimatet ist.
Mit der Verpflichtung in der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen, die Deutschland und Sachsen-Anhalt eingegangen sind, setzt sich das Land die Pflege und den Erhalt des Niederdeutschen zum Ziel. Es ist die Aufgabe des Landes, das Niederdeutsche sichtbarer zu machen, die Vermittlung und das Erlernen der Sprache zu fördern und die Arbeit am Mittelelbischen Wörterbuch, dass die mundartliche Sprachenvielfalt im Land aufzeigt, zu unterstützen.
AG Niederdeutsch
Das Land Sachsen-Anhalt fördert aus diesem Grund die Arbeitsstelle Niederdeutsch, die vielfältige Initiativen für die Pflege und den Erhalt der niederdeutschen Sprache anstößt und umsetzt. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei die Förderung und Pflege des Niederdeutschen in Kindertagesstätten und Schulen. Mit dem „Plattdütschbüdel“ kann beispielsweise jede Schule, die eine Arbeitsgemeinschaft für das Plattsprechen führt oder aufbaut, mit Lern- und Lehrmaterialien ausgestattet werden. Daneben werden Lehrerfortbildungen und Filmprojekte an Grundschulen im ländlichen Raum angeboten. Das „Plattdeutsche Landeslesefest“ hat nach der Pandemie den Vorlesewettbewerb abgelöst. Hier können Geschichten, Sketche und Gesang in Platt von Schülerinnen und Schülern vorgetragen werden. Der Niederdeutsche Sprachentag der Generationen bringt darüber hinaus Jung und Alt auf Platt zusammen.
Seit 2019 findet auf der Grundlage eines Beschlusses der Landesregierungen Brandenburgs und Sachsen-Anhalts zur Zusammenarbeit bei der Förderung und Pflege der niederdeutschen Sprache einmal jährlich eine gemeinsame AG-Sitzung statt. Die AG Niederdeutsch verknüpft die Pflege mit der Erforschung der Niederdeutschen Sprache. In fachbezogenen Studiengängen an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurden zum Thema Niederdeutsch mehrere Seminare, Forschungsarbeiten und Projekte organisiert (z. B. „Plattdütschbüdel“, Kinderbücher in plattdeutscher Sprache). Die Arbeitsstelle organisiert ferner den Vorlesewettbewerb „Schülerinnen und Schüler lesen PLATT“ in den Regionen Harz, Börde und Altmark.
„Harschlewe“ als Vorbild
Im Beschluss des Landtages von 2019 ist die Landesregierung gebeten worden, eine stärkere Sichtbarkeit der niederdeutschen Sprache in der Öffentlichkeit zu ermöglichen. Geeigneten Kommunen solle die Möglichkeit eingeräumt werden, auf Antrag bei der Kommunalaufsichtsbehörde ihre Ortsnamen ergänzend auf Niederdeutsch zu führen. Für die Umsetzung dieses Beschlusses brachte das Innenministerium 2020 den Erlass „Bezeichnung der Gemeinden in niederdeutscher Sprache“ in Abstimmung mit der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur auf den Weg. Dieser Erlass findet seine Ergänzung in Festlegungen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr vom März 2021, die es Gemeinden, denen der niederdeutsche Ortsname verliehen wurde, ermöglichen, diese Bezeichnung auch auf den Ortstafeln anbringen zu lassen.
Als erste Kommune in Sachsen-Anhalt führt seit Ende 2021 der Ort Harsleben im Landkreis Harz auch seine niederdeutsche Bezeichnung „Harschlewe“. Der Name ist der Gemeinde im Ergebnis eines entsprechenden Antragsverfahrens verliehen worden und wurde auf einem Ortseingangsschild verankert. Dieses Beispiel soll auch andere Orte motivieren, ihre niederdeutschen Wurzeln sichtbar zu präsentierten.
Weitere Maßnahmen, die das Land zur Bewahrung und Förderung der Regionalsprache Niederdeutsch vorantreibt, sind die Förderung der Erarbeitung des Mittelelbischen Wörterbuchs und die Unterstützung von Bildungsangeboten für den Erwerb und die Pflege der niederdeutschen Sprache, zum Beispiel in Kindertagesstätten und Grundschulen.