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Schützenswert - Sachsen-Anhalts bemerkenswerte Dichte an UNESCO-Welterbestätten

Sachsen-Anhalt verfügt mit fünf Stätten des UNESCO-Welterbes und drei herausragenden Objekten des UNESCO-Weltdokumentenerbes über eine europaweit bemerkenswerte Dichte dieser Kristallisationspunkte des Erbes der Menschheit. Die Stätten und Objekte und die mit ihnen verbundenen historischen Ereignisse sind von universeller Strahlkraft und gleichzeitig prägend für die Landesidentität Sachsen-Anhalts.

Sie legen Zeugnis ab von weltverändernden Ideen und Ereignissen der Kultur- und Geistesgeschichte. Die geistige Grundhaltung, etwas Neues zu wagen oder vorzudenken, wirkt in dieser Region bis heute fort.

Die Himmelsscheibe von Nebra, eine 2002 entdeckte Bronzescheibe mit Goldauflagen, gilt als erste bekannte Darstellung des Kosmos weltweit und eine der größten archäologischen Entdeckungen überhaupt. Sie ist ein Schlüsselfund für die Archäologie, Astronomie und Kulturgeschichte, Zeugnis einer bis dahin unbekannten Hochkultur.

Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg gelten als Wiege Deutschlands. Mit der Erhebung Heinrichs I. zum König in Quedlinburg 919 schufen die deutschen Lande ein von den Franken unabhängiges Reich mit Quedlinburg als Zentrum. Die den Stiftsberg umgebende Altstadt von Quedlinburg ist ein herausragendes Zeugnis des Fachwerkbaus, die Typologie der dort erhaltenen Fachwerkbauten vom 14. bis zum 18. Jahrhundert ist einzigartig.

Im Hochmittelalter schuf der Naumburger Meister mit dem Westchor des Naumburger Domes ein Gesamtkunstwerk zur Illustration der Harmonie eines dem Menschen zugewandten Christentums und revolutionierte mit den Stifterfiguren das Bild des Menschen in der Kunst seiner Zeit. Die zwölf lebensgroßen, farbig gefassten Stifterfiguren im Westchor, die Passionsreliefs des Westlettners, die Kreuzigungsgruppe in dessen Portal sowie die zahlreichen Kapitelle sind herausragende Beispiele der Skulptur des Mittelalters.

Auch die Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben zählen zum UNESCO-Welterbe. Mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen im Jahr 1517 prägte Martin Luther die Geschichte des christlichen Glaubens und setzte eine weltweite Reformation in Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur in Bewegung. Der Einfluss der Wittenberger Reformation prägt Staatswesen und Zivilgesellschaft in Deutschland bis auf den heutigen Tag. In Eisleben gehören seit 1996 das Geburtshaus und das Sterbehaus Luthers, in Wittenberg die Schlosskirche, die Stadtkirche, das Lutherhaus und das Melanchthonhaus zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2015 sind zudem die „Frühen Schriften der Reformationsbewegung“ in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen worden, darunter wertvolle Urkunden aus Wittenberg und Dessau.

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist nach Feststellung der UNESCO „ein herausragendes Beispiel der Anwendung der philosophischen Ideen der Aufklärung, vermittels derer eine Landschaft geschaffen wurde, die gleichermaßen Kunst, Bildung und Wirtschaft in ein harmonisches Ganzes bringt“. Eine Kulturlandschaft von 142 Quadratkilometern erstreckt sich von Wörlitz bis nach Mosigkau, geschaffen von Fürst Franz von Anhalt-Dessau und seinem Architekten Erdmannsdorff ab den 1760er Jahren. Geleitet von den Ideen Rousseaus und inspiriert von den Monumenten und Landschaften Englands und Italiens wollte Fürst Franz das Schöne mit dem Nützlichen verbinden.

Auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wurde auch das Bauhaus Dessau aufgenommen. Mit der Begründung, dass „die Bauhaus-Schule zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen der Baugestaltung und Stadtplanung durchgesetzt hat und damit „Grundlagen der weltweiten Moderne schuf“. In der Bauhausstadt Dessau erwartet die Besucher die weltweit größte Dichte authentischer Bauhausarchitektur. Hier stehen das Bauhaus-Schulgebäude, die Meisterhaussiedlung und die Laubenganghäuser. Das neu errichtete Bauhaus Museum bietet seinen Gästen seit 2019 die Möglichkeit, in die Geschichte des Bauhauses einzutauchen.

Aufnahme des Naumburger Doms in das UNESCO-Welterbe

Im Juli 2018 wurde der Naumburger Dom als fünfte Stätte des UNESCO-Welterbes in Sachsen-Anhalt anerkannt. Die Landesregierung hat diese Nominierung über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren intensiv vorbereitet. Dazu gehörten eine umfangreiche Denkmalpflege-Tätigkeit, museale Vermittlungsarbeit und vor allem eine intensive wissenschaftliche Erforschung dieses Kulturerbes in enger Kooperation mit Kommunen und Zivilgesellschaft im Burgenlandkreis. Der Naumburger Dom steht nunmehr in einer Reihe mit der Quedlinburger Altstadt, den Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben, dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich und der Bauhausstadt Dessau.

Die Bürger des Landes Sachsen-Anhalt stellen sich den Verpflichtungen aus der Welterbe-Konvention: Das eigene Erbe mit der Welt zu teilen, es als einen Kern menschlicher Überlieferung und prägendes Zeugnis der Menschheitskultur zu erhalten und zu fördern sowie es als Ursprung einer mächtigen und prägenden Idee zu vermitteln und zu entwickeln.

Bundes- und Landesregierung tragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Erfüllung der genannten Verpflichtungen bei. Seit der UNESCO-Eintragung im Juli 2018 konnte die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur mit Unterstützung der Bundesregierung rund fünf Millionen Euro Fördermittel zum Erhalt, zur Pflege und zur Aufwertung des Doms und des ihn umgebenden Domplatzes bereitstellen.

Das UNESCO-Weltkulturerbe Naumburger Dom und das ihn umgebende Saale-Unstrut-Tal sind Grundsäulen für die Identitätsstiftung, positive Imagebildung und die Förderung des Kulturtourismus im mitteldeutschen Revier. Der Kulturtourismus ist ein relevanter Faktor für die Wirtschaftsentwicklung im Süden Sachsen-Anhalts, denn bereits jetzt stehen im Land etwa 65.000 Beschäftigungsverhältnisse in direkter oder indirekter Abhängigkeit zur Tourismusbranche. Allein der Naumburger Dom ist jährlich Anziehungspunkt für mehr als 150.000 Besucher; seit der UNESCO-Eintragung hat sich der Besucherstrom am Naumburger Dom um rund 25 Prozent erhöht.

Maßnahmenplanung „Weltkultur in Sachsen-Anhalt erleben“ 2020-2025

Ausgehend von der einzigartigen Dichte des UNESCO-Welterbes in Sachsen-Anhalt und auf der Grundlage der Erfahrungen des Reformationsjubiläums 2017 und des Bauhausjubiläums 2019 wird die Landesregierung ihre Aktivitäten zur Bewahrung und zur Vermittlung der UNESCO-Welterbestätten weiterhin verstärken.

Die Welterbekonvention der UNESCO von 1972 enthält die Verpflichtung jedes Landes, „dem Kultur- und Naturerbe eine Funktion im öffentlichen Leben zu geben und den Schutz dieses Erbes in erschöpfende Planungen einzubeziehen“. Das Land Sachsen-Anhalt kommt diesen Verpflichtungen seit seiner Gründung in besonderer Weise nach. Zuletzt am 23. Juni 2020 hat die Landesregierung grundlegend zu den Angelegenheiten des UNESCO-Welterbes folgenden Beschluss gefasst:

„Die Landesregierung sieht im Erhalt der Authentizität und Erlebbarkeit der in Sachsen-Anhalt gelegenen Welterbestätten sowie ihrer verstärkten kulturhistorischen Erschließung ein wesentliches landespolitisches Ziel. Die Ressorts werden aufgefordert, im Rahmen ihrer fachbezogenen Zuständigkeit und ihrer gegebenen Möglichkeiten diesem Anliegen angemessene Bedeutung einzuräumen.“

Zudem verständigte sich die Landesregierung auf eine Maßnahmenplanung bis 2025 „Weltkultur in Sachsen-Anhalt erleben“ als  kulturpolitische Schwerpunktsetzung des Landes. Die UNESCO-Stätten sollen damit verstärkt als Ursprung globaler, weltverändernder Ideen und das Land Sachsen-Anhalt als Heimat herausragender Monumente der Menschheitsgeschichte in das Bewusstsein gerückt werden. Sachsen-Anhalt wird als eine Herzkammer der Weltkultur deutlicher sichtbar werden mit dem Ziel, die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gäste unseres Landes noch besser für den Besuch sowie die Bewahrung und Vermittlung dieses Erbes zu sensibilisieren und begeistern. Hierzu werden in den Jahren 2020 und 2021 Haushaltsmittel in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro bereitgestellt.

In den letzten Jahren konnte Sachsen-Anhalt als weltoffenes Gastgeberland Zuwächse in den Besucherzahlen verzeichnen, verbunden mit einer erheblichen Rendite für viele dienstleistende Betriebe der heimischen Wirtschaft. Für weiter wachsende Gästezahlen erfolgt eine Konzentration auf die UNESCOStätten als Alleinstellungsmerkmal und Reiseanlass, begleitend auch die Bereitstellung ansprechender Strukturen und Vermittlungsangebote.