Menu
menu

Kunst und Kultur in Zeiten von Corona - Drei Schritte: Lock-Down, Soforthilfe und „Kultur ans Netz“

Mit einer nie zuvor gekannten Wucht hat die Corona-Pandemie Anfang 2020 alle Bereiche der Gesellschaft erfasst. Binnen weniger Tage kam aufgrund der außergewöhnlichen Notfallsituation die gesamte Kunst- und Kulturszene zum Stillstand. Im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung der Auswirkungen der Corona-Pandemie sind zahlreiche kulturelle Einrichtungen und Begegnungsstätten geschlossen und kulturelle Angebote eingestellt worden. Insbesondere Solo-Selbstständige waren in besonderer Weise von den Maßnahmen betroffen und in ihrer Existenz bedroht.

Sachsen-Anhalt hat als erstes Land spontan und unmittelbar auf diese für alle in der Kultur verhängnisvolle Situation reagiert. Kunstschaffende konnten als Soforthilfe 400 Euro beantragen, als Teilausgleich für die infolge der Pandemie-Eindämmungsverordnungen eingetretenen Schäden. Dabei handelte es sich eher um eine symbolische Unterstützung, die nur einen sehr kleinen Teil der tatsächlich wegbrechenden Einnahmen kompensierte. Vor allem war es ein Zeichen der Politik, dass die Ängste und Sorgen von Künstlerinnen und Künstler nicht aus den Augen verloren werden. Parallel informierte die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur laufend über private und öffentliche Hilfsprogramme für den Kulturbereich und suchte mit den Kulturschaffenden im Land das Gespräch.

Es lag im primären Interesse des Landes, die wirtschaftliche Existenz der Kulturschaffenden und das Aufrechterhalten ihrer künstlerischen Tätigkeiten jenseits der Öffentlichkeit (z. B. auch über digitale Plattformen, durch Konzeptionieren, Üben, Proben und Trainieren) zu ermöglichen, bis sich die Liquiditätssituation aus Projekten, Veranstaltungen oder sonstigen Engagements verbesserte.

Ein wichtiges Signal stellte die Wiedereröffnung von Museen, Galerien, Gedenkstätten und Ausstellungen unter Auflagen dar. Der Museumsverband Sachsen-Anhalt hat mit der „Corona-Erste-Hilfe-Box“ frühzeitig eine Handreichung erstellt, um die Museen wieder für Publikumsverkehr öffnen zu können. Darin enthalten waren unter anderem ein Erfassungsbogen für die Besucherdaten zur Nachvollziehbarkeit möglicher Infektionsketten sowie Plakate für den Eingangsbereich und die Ausstellungsräume.

Es war jedoch auch erforderlich, der Kulturszene stabile finanzielle Rahmenbedingungen zu geben und neue Impulse für Kulturaktivitäten in Sachsen-Anhalt zu setzen. In diesem Zusammenhang konnten Kulturschaffende in Sachsen-Anhalt Anträge für das Stipendienprogramm „Kultur ans Netz“ bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) stellen. Mit dem Programm gewährte das Land Kulturschaffenden für das Erbringen einer künstlerischen Leistung einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 1.000 Euro monatlich, für die Dauer von bis zu drei Monaten.

Das sechs Millionen Euro umfassende Stipendienprogramm richtete sich an Künstlerinnen und Künstler, die hauptberuflich in den Sparten Musik, Bildende Kunst, Medienkunst, Darstellende Kunst, Literatur und intermediale Kunstformen tätig sind. Gefördert werden Projekte und Maßnahmen von freiberuflich tätigen Kulturschaffenden, die im Zuge der Einschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie ihren künstlerischen Tätigkeiten nicht nachgehen konnten.

Eine Auswahl der künstlerischen Arbeiten, die im Rahmen des Stipendienprogramms entstehen, wird auf der Website der Landesregierung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Land strebt an, das Stipendienprogramm „Kultur ans Netz“, das ursprünglich nur bis zum 31. August 2020 geplant war, fortzusetzen (Stand 30. November 2020). Darüber hinaus hat das Land den Ankaufetat für bildende Künstlerinnen und Künstler erhöht, um den künstlerischen Arbeitsprozess zu fördern.

Wir haben in der Krise gelernt:

Erstens kann niemand begründet sagen, wann wir wieder in den „Normalbetrieb“, wie wir ihn kannten, zurückkehren können. Das bedeutet, weiter mit Restriktionen leben zu müssen. Solange, bis ein Impfstoff massenhaft zur Verfügung steht.

Nötig sind weitere Hilfen und unbürokratische Wege, um die Kunst- und Kulturszene am Leben zu erhalten. Angesichts dramatisch wegbrechender Staatseinnahmen ist dies eine große Herausforderung.

Zweitens machen wir die Erfahrung, dass digitale Formate wie Streamings oder virtuelle Rundgänge auf großes Interesse stoßen, ja, manchmal sogar mehr Menschen erreichen als durch das Live-Erlebnis. Beide Formen werden künftig ihren Platz im Kulturleben des Landes behalten. Wir bieten dadurch mehr Menschen die Möglichkeit, an Kultur zu partizipieren. Diese Formate sollten daher ausgebaut und inhaltlich weiterentwickelt werden.