Menu
menu

Feiernswert - Sachsen-Anhalts Jubiläen

Zwei große Jubiläen haben in den vergangenen Jahren die Kulturpolitik des Landes Sachsen-Anhalt geprägt: 2017 mit dem Reformationsjubiläum zum 500. Jahrestag des Thesenanschlages von Martin Luther in Wittenberg und 2019 folgte das Bauhaus-Jubiläum. Beiden wohnte die einmalige Chance inne, das Kulturland Sachsen-Anhalt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bekannt zu machen.

Reformationsjubiläum

Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses. Der berühmte Thesenanschlag Luthers an die Tür der Wittenberger Schlosskirche gilt als Beginn der Reformation und symbolisiert einen weltgeschichtlichen Wendepunkt. Kaum ein Lebensbereich blieb von den Folgen der Reformation unberührt. Sie prägte neben Kirche und Theologie auch die Musik und Kunst, Wirtschaft und Soziales sowie das Recht und nahm großen Einfluss auf die deutsche Sprache.

Am 31. Oktober 2017 jährte sich der Thesenanschlag Luthers an der Wittenberger Schlosskirche zum  500. Mal. Das Reformationsjubiläum stellte eines der bedeutendsten kulturellen und religionsgeschichtlichen Ereignisse der jüngeren Vergangenheit dar.

Im Rahmen des Reformationsprogramms in Sachsen-Anhalt wurden zwischen 2010 und 2017 über 140 Kultur- und Bildungsvorhaben durchgeführt. Diese landesgeförderten Vorhaben sind dabei nur ein Bruchteil all jener Veranstaltungen und Projekte, die von Hunderten von Trägern in allen Teilen des Landes realisiert wurden. In Schulen, Museen, Kirchengemeinden, Universitäten, Chören, Geschichtsvereinen, Theatern, Orchestern und vielen Institutionen waren die Reformation und der Reformator Martin Luther Anlass für Aktionen und Kampagnen.

Im Ergebnis ist kein Teil des „Ursprungslands der Reformation“ von dieser Lutherdekade unberührt geblieben. Reformationsveranstaltungen gab es ganz wörtlich von Arendsee bis Zeitz und von Osterwieck bis Prettin. Rund dreieinhalb Millionen Menschen konnten mit den vielfältigen Kulturangeboten der Lutherdekade erreicht werden – für ein Land mit 2,2 Millionen Einwohnern, selbst für ein Kulturland wie Sachsen-Anhalt es ist, stellte dies ein singuläres Ereignis dar.

Zentraler Ort der bundesweiten Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum war die Lutherstadt Wittenberg. Als besondere Highlights gelten 2015 und 2017 die Landesausstellungen der Stiftung Luthergedenkstätten zur Reformationsgeschichte – 2015 „Cranach der Jüngere. Entdeckung eines Meisters“ und 2017 die Nationale Sonderausstellung „Luther – 95 Menschen, 95 Schätze“.

Unter den Veranstaltungen ragte der Abschlussgottesdienst zum „Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017“ auf den Elbwiesen vor Wittenberg besonders heraus. Insgesamt kamen rund 600.000 Menschen nach Wittenberg. Rund 60 Millionen Euro investierte die Landesregierung in den Erhalt und die Erneuerung der authentischen Stätten der Reformation. Zehn Orte, die mit dem Leben Martin Luthers verknüpft sind, wurden denkmalgerecht saniert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Baudenkmale sind: In Wittenberg: die Schlosskirche/das Schloss/das Augusteum/das Melanchthonhaus/die Stadtkirche St. Marien als Luthers Predigtkirche. In Eisleben: das Sterbehaus Martin Luthers/die Taufkirche Luthers St. Petri/Kirche und Kloster St.-Annen/St. Andreaskirche. In Mansfeld: das Elternhaus Martin Luthers einschließlich eines Museumsneubaus.

Das Land Sachsen-Anhalt stellte für das Reformationsjubiläum und die Lutherdekade rund 80 Millionen Euro bereit. Der Bund beteiligte sich mit rund 20 Millionen Euro und die EU mit 11 Millionen Euro. Mehrere Sanierungsmaßnahmen wurden mit Architekturpreisen ausgezeichnet, zuletzt im Jahr 2019 das Schloss Wittenberg mit dem Bundesarchitekturpreis.

„Here I Stand“ Ausstellung zum Reformationsjubiläum

Im Rahmen des Reformationsjubiläums führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) zwei äußerst erfolgreiche Projekte durch. Das Projekt „Here I stand...“ wurde mit dem Ziel verwirklicht, weltweit auf die authentischen Zeugnisse und Orte der Reformation in Mitteldeutschland aufmerksam zu machen und zu deren Besuch anzuregen.

Das Kooperationsvorhaben unter Federführung des LDA, der Stiftung Luthergedenkstätten in SachsenAnhalt, des Deutschen Historischen Museums und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha mit dem Minneapolis Institute of Art (Minneapolis, Minnesota), der The Morgan Library & Museum, New York, und der Pitts Theology Library an der Emory University, Atlanta (Georgia), konnte dank der maßgeblichen Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland verwirklicht werden. Die Schirmherrschaft übernahm der damalige Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier.

Zwischen Oktober 2016 und Januar 2017 fanden drei spektakuläre, äußerst erfolgreiche Ausstellungen in New York, Atlanta und Minneapolis statt, die von insgesamt etwa 195.000 Besuchern gesehen wurden. Zeitgleich zu den Ausstellungen erschienen jeweils in deutscher und englischer Sprache eine Reihe von Publikationen, insbesondere ein opulenter Katalog und ein Essayband. Zusätzlich stand weltweit von September 2016 bis Ende 2017 ein innovatives Vermittlungsangebot zur Verfügung: Auf der Website zum Projekt konnte die digitale Ausstellung „#HereIstand. Martin Luther, die Reformation und die Folgen“ in deutscher und englischer Sprache besucht, aber auch eine mehrsprachige Posterfassung der Exposition heruntergeladen werden (u.a. in arabischer, armenischer, französischer, italienischer, japanischer, polnischer, russischer und spanischer Sprache).

Der besondere Effekt: Die Poster-Pakete boten die Möglichkeit, die Ausstellung an unterschiedliche Raumgrößen anzupassen. Darüber hinaus konnten dreidimensionale Konstruktionsdateien originaler Museumsobjekte kostenfrei heruntergeladen und im 3D-Drucker ausgedruckt werden. Insgesamt 25.000 Bestellungen und Downloads bis Ende 2017 zeugen davon, dass dieses Angebot weltweit sehr gut angenommen wurde.

Daneben wurde in Kooperation mit der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) zwischen April 2014 und August 2017 das Projekt „Luther war hier“ mit dem Ziel umgesetzt, auf all jene Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen, die mit dem Leben des Reformators in Verbindung stehen. Das Projekt umfasste über 70 Orte, die einen tatsächlichen oder legendenhaften Bezug zu Luther aufweisen, darunter Klöster und Kirchen aber auch Häuser, in denen er auf seinen Reisen übernachtete, oder Schlösser, in denen er Fürsten geistlichen Beistand spendete.Die erschlossenen Luther-Orte wurden einheitlich mit eigens entworfenen Metallplaketten und Plakaten gekennzeichnet. Ein auf der Plakette aufgedruckter QR-Code führte zu einer mobilen Website mit weiterführenden Informationen.

Außerdem erschienen zwei Publikationen, die auf unterschiedliche Weise zur Entdeckungsreise durch das Ursprungsland der Reformation einladen: den Reiseführer im Taschenbuchformat „Luther war hier. Reisen mit Luther durch Sachsen-Anhalt“ sowie den mit Unterstützung der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur realisierten großformatigen und reichhaltig bebilderten Band „Luthergeschichten aus Sachsen-Anhalt“.

Bauhaus-Jubiläum

Bereits im Jahr 2011 hatte der Landtag die Regierung beauftragt, das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses, der weltberühmten Schule für Gestaltung national und international festlich zu begehen. 2012 wurde auf Initiative Sachsen-Anhalts der „Bauhaus Verbund 2019“ gegründet, dem der Bund und neben Sachsen-Anhalt zehn weitere Bundesländer angehören. Der Verbund betrieb mit großem Erfolg die weltweite Kommunikation des Bauhaus-Jubiläums – dies spiegelte sich in dem oftmals begeisterten Echo in den nationalen und internationalen Medien wieder.

Sachsen-Anhalt selbst hat sich der internationalen Öffentlichkeit als guter Gastgeber und Land des modernen Denkens präsentiert. Mit der Kampagne „Sachsen-Anhalt. Hier macht das Bauhaus Schule. #moderndenken“ wurde das Thema einprägsam in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

Im Land fanden insgesamt 395 Kulturveranstaltungen mit einem eindeutigen Bezug zum Bauhaus-Jubiläum statt. Für die Organisation und Durchführung des Jubiläums wurden in den Jahren 2017 bis 2020 Landesmittel in Höhe von 18,5 Millionen Euro bereitgestellt. Durch diese Finanzmittel konnten Bau- und Sanierungsmaßnahmen an historischen Gebäuden der Moderne, Marketingmaßnahmen sowie Projekte kultureller Bildung gefördert werden.

Zum Höhepunkt des Jubiläumsjahres gestaltete sich die Eröffnung des Bauhaus Museums Dessau im September 2019 im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und 400 Gästen aus dem In- und Ausland. Die Kosten für die Errichtung des Museums beliefen sich auf 30,5 Millionen Euro.

In einer Bilanz zum einjährigen Jubiläum 2020 konnte das Bauhaus Museum auf 133.000 Besucher aus der ganzen Welt seit der Eröffnung verweisen. 984 Führungen wurden angeboten und rund 17.600 Downloads der Bauhaus Dessau App verbucht. Die Offene Bühne im Museum war Schauplatz von 28 Veranstaltungen mit Konzerten, Lesungen und Performances. Insgesamt verbuchte die Stiftung Bauhaus Dessau im Jahr 2019 rund 300.000 Besucher, das entspricht einer Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr.

Aber auch an anderen Orten lockte das Bauhausjahr eine große Anzahl von Besuchern an: Im Kunstmuseum Moritzburg Halle sahen 47.730 Interessierte die Ausstellung „Bauhaus Meister Moderne. Das Comeback“. Das Kulturhistorische Museum Magdeburg stellte die inhaltlichen Bezüge zur Landeshauptstadt her und zeigte die Ausstellung „Reformstadt der Moderne. Magdeburg in den Zwanzigern“, die mehr als 10.000 Gäste hatte. „Moderne. Ikonografie. Fotografie. Das Bauhaus und die Folgen 1919-2019“ war der Titel einer Exposition im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg mit 12.347 Besuchern.

In der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg sahen rund 9.000 Personen die Ausstellung „Die Feiningers. Ein Familienbild am Bauhaus“ mit einem besonderen Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Damit wurden die durchschnittlichen Besucherzahlen für Sonderausstellungen verdreifacht.

Die Bauhaus-Feierlichkeiten kurbelten zudem den Kulturtourismus an. Laut Angaben des Statistischen Landesamtes für das Jahr 2019 erreichten die Beherbergungsbetriebe in Sachsen-Anhalt Rekordwerte. So lag die Übernachtungszahl im Jubiläumsjahr bei 8.600.000. Das waren 5,0 Prozent beziehungsweise 410.300 Übernachtungen mehr als 2018 und 6,3 Prozent mehr als 2017, dem Jahr des Reformationsjubiläums. Im Zehnjahresvergleich zu 2009 kamen sogar 34,2 Prozent mehr Gäste nach Sachsen-Anhalt und buchten 28,2 Prozent mehr Übernachtungen.

Gleim 300

Im Jahr 2019 jährte sich der Geburtstag des Dichters, Sammlers und Förderers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) zum 300. Mal. Im ehemaligen Wohnhaus Gleims in Halberstadt befindet sich seit 1862 das Gleimhaus als öffentlich zugängliches Museum. Dies ist ein Museum der deutschen Aufklärung, das als „Kultureller Gedächtnisort“ von nationaler Bedeutung in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen wurde. Für das Gleimhaus war das Jubiläum Anlass, die bisherige Arbeit des Museums zu reflektieren und das eigene Leitbild zu überprüfen sowie überregionale Aufmerksamkeit mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm zu erzielen. Das Land Sachsen-Anhalt hat dieses Programm gefördert, Schirmherr des Jubiläums war Staats- und Kulturminister Rainer Robra.

Das Jubiläum konnte genutzt werden, um das Gleimhaus als Museum der deutschen Aufklärung, aber auch die Weiterentwicklung des Hauses als Museum der Diskurse von der Aufklärung bis zur Gegenwart zu profilieren. Ferner wurde die Neuausgabe von Gleims „Ausgewählten Werken“ in der Schriftenreihe des Gleimhauses beim Wallstein Verlag Göttingen editiert.

Folgende Ausstellungsprojekte wurden realisiert:

Visionen in der deutschen Aufklärung
Bereits im Vorjahr des Geburtstages wurde von Juli bis Oktober 2018 die Ausstellung „Visionen in der deutschen Aufklärung“ gezeigt, die wichtige Debatten der Aufklärung präsentierte, die bis heute relevant sind (zum Beispiel Humanität, Bildung, Freundschaft). Die entsprechenden Themen wurden dann in dem Projekt „DenkRäume – aufklärung.mit.machen“ weiter für die Gegenwart bearbeitet. Die Ausstellung zeigte Leihgaben aus ganz Deutschland und trug dazu bei, Gleim als relevanten Aufklärer mit Ideen, die bis in die Gegenwart reichen, zu präsentieren.

Scherz – Die heitere Seite der Aufklärung 
Die Ausstellung „Scherz – Die heitere Seite der Aufklärung“ (15. Juni bis 15. September 2019) war einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr. Mit dem Phänomen Scherz wurde in der Ausstellung die sinnliche und die „heitere“ Seite der Aufklärung in den Blick genommen. Mit dem Ziel einer Neubewertung des scherzhaften Tons. 

Der zur Ausstellung erschienene Katalog (Wallstein Verlag Göttingen) mit einem umfangreichen, interdisziplinären Aufsatzteil und Beiträgen aus Deutschland und aus den Niederlanden galt in Fachkreisen bereits wenige Monate nach Erscheinen als Standardwerk zur Scherz-Kultur.

DenkRäume – aufklärung.mit.machen 
Der auf das 18. Jahrhundert bezogenen ScherzAusstellung schloss sich die kommunikative Schau „DenkRäume – aufklärung.mit.machen“ an  (26. Oktober 2019 bis 2. April 2020). Dieses Projekt wurde bereits 2017 begonnen. Eine Grundidee der Ausstellung war die Einladung an Besucher unterschiedlichen Alters, „Aufklärung heute zu machen“.

Veranstaltungsprogramm 
Im April 2019 fand eine Festwoche statt mit einem Festakt, drei Abendveranstaltungen zu den Sammlungen sowie zum Abschluss mit einer Gleim-Nacht in Kooperation mit dem Nordharzer Städtebundtheater (in der unter anderem Gleims Stück „Der blöde Schäfer“ zur Aufführung gelangte). Einen besonderen Höhepunkt stellte die Theaterperformance „Soll ich spielen? Soll ich scherzen?“ von und mit Götz Lautenbach dar.

Winckelmann-Jubiläen 2017/2018

Gleich mit zwei Jubiläen erinnerte Sachsen-Anhalt in den Jahren 2017 und 2018 an einen der berühmtesten Söhne des Landes: Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), dem Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte. Er gilt als einer der bedeutendsten Intellektuellen der europäischen Aufklärung und wurde am 9. Dezember 1717 in der Hansestadt Stendal in der Altmark geboren.

Der 300. Geburtstag im Jahr 2017 sowie der 250. Todestag im Jahr 2018 wurden zum Anlass genommen, den jungen Winckelmann und sein Wirken in der Altmark in den Mittelpunkt des Erinnerns zu rücken.

Zu den Jubiläen hatte die Winckelmann-Gesellschaft zahlreiche Vorhaben auf den Weg gebracht. Dazu gehörten eine zentrale Ausstellung im WinckelmannMuseum in Stendal, die umfassende Neugestaltung des Museumsareals (Sanierung der Gebäude, Barrierefreiheit, Umgestaltung des Eingangs- und Servicebereichs), diverse Korrespondenzausstellungen in der Altmark und der Börde, Tagungen/Kongresse und eine Vortrags- und Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin.

Aufgrund der Bedeutung Winckelmanns sowohl für die Kunstgeschichte und Klassische Archäologie als auch für seine Geburtsstadt Stendal wurden der Umbau des Stendaler Museums und die Neugestaltung der Dauerausstellung vom Land gefördert. Ziel war es, ein Museum zu etablieren, das modernen Ansprüchen und Sehgewohnheiten entspricht   – im Dezember 2018 konnte es an der Stelle von Winckelmanns Geburtshaus wiedereröffnet werden. Die ständige Ausstellung präsentiert nunmehr die umfangreiche Sammlung, die von der 1940 gegründeten Winckelmann-Gesellschaft über Jahrzehnte zusammengetragen wurde.

Für die Neugestaltung der Dauerausstellung und des Familienmuseums erhielt die Gesellschaft Landesmittel in Höhe von über 467.000 Euro (Kulturförderung/Museen) und Bundesmittel in Höhe von rund 545.000 Euro. Der Umbau sowie die touristische und barrierefreie Erschließung des Museums erfolgt über die Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW).

Eine Reihe von Kultureinrichtungen beteiligten sich mit eigenen Ausstellungen und Veranstaltungen an den Winckelmann-Jubiläen 2017/18:

  • So organisierte die Kulturstiftung Dessau  Wörlitz die Sonderausstellung „Revolution des Geschmacks. Winckelmann, Fürst Franz und das Schloss zu Wörlitz“.
  • Die Sonderausstellung des Kunstmuseums Moritzburg Halle „Ideale. Moderne Kunst seit Winckelmanns Antike“ widmete sich dem künstlerischen Einfluss Winckelmanns.
  • Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gedachte ihrem ehemaligen Absolventen mit der Ausstellung „Die Entdeckung der antiken Malerei im 18. Jahrhundert. Turnbull-Paderni-Winckelmann“. Die Schau zeigte im Universitätsmuseum Halle originale Federzeichnungen antiker Wandmalereien in Pompeji aus dem 18. Jahrhundert.
  • Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt hatte eigens zum Jubiläum ein sechsmonatiges Winckelmann-Stipendium ausgelobt. Bewerben konnten sich Künstlerinnen und Künstler aller Genres, die sich mit dem Werk von Johann  Joachim Winckelmann und seiner Sicht auf die Antike sowie mit der antiken Kunst beschäftigten. Die Höhe des Stipendiums belief sich auf monatlich 1.500 Euro. Hinzu kamen Aufenthaltsmöglichkeiten in Halle, Stendal, Dessau-Wörlitz und Florenz.

Erhalt des kulturellen Erbes (EFRE-Programm)

Sachsen-Anhalts Kulturlandschaft wird nicht nur durch ihre Spitzen repräsentiert. Sie ist außerordentlich breit aufgestellt, nicht zuletzt durch den großen Denkmalreichtum. Im Rahmen der EU-Strukturfonds-Förderungen (Kulturerbe-EFRE-Programm) hat das Land daher ein Investitionsprogramm zur Verbesserung und nachhaltigen Nutzung des kulturellen Erbes aufgelegt. Die Auswahl der Projekte erfolgte erstmals als Ideenwettbewerb, in dessen Ergebnis 47 Anträge eingereicht wurden. Ein Expertengremium wählte auf der Basis vorgegebener Kriterien eine Liste mit 25 förderungswürdigen Projekten aus. Dabei werden derzeit 20 Projekte über das Kulturerbe-EFRE-Programm realisiert. Weitere vier Projekte erhielten Realisierungsmöglichkeiten über die EFRE-Programme anderer Ministerien. Nur ein Antragsteller nahm von der Realisierung seines Wettbewerbsbeitrags im Nachgang Abstand.

Aufgrund des Bedarfs sowie der hohen Qualität der Bewerbungen wurde das Programm mehrfach aufgestockt. Zusätzlich zum Kulturhaushalt wurden rund 56 Millionen Euro für die Realisierung der Projekte der Auswahlliste bei einer Förderung von 80 Prozent zur Verfügung gestellt. Mit der Sanierung der Innenhöfe und historischen Fassaden des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg und der Wiederherstellung des historischen Eingangs des Händelhauses in Halle konnten im Sommer 2020 die ersten Vorhaben abgeschlossen werden.

In der Umsetzung des Ideenwettbewerbs sind bis Ende 2021 wichtige Impulse für die Erhaltung und bessere Präsentation des Kulturerbes in Verbindung mit der Entwicklung des Kulturtourismus zu erwarten. Insgesamt werden mit dem Kulturerbe-EFRE-Programm und weiteren EFRE-Programmen in der EU-Förderperiode 2014-2020 Investitionen in die kulturelle Infrastruktur in einem Umfang von rund 90 Millionen Euro umgesetzt.

Die bewilligten Projekte im Rahmen des Kulturerbe-EFRE-Programms:

  • Stadt Quedlinburg/„Entwicklung und Neuausrichtung des Stiftsberges in Quedlinburg“
  • Evangelische Kirchengemeinde Stolberg/„Kulturkirche St. Martin Stolberg“
  • Kulturstiftung Dessau-Wörlitz/„Entwicklung des Hauses der Fürstin in Wörlitz als Ausstellungszentrum der Stiftung“
  • Evangelische Marktkirchengemeinde Halle (Saale)/„Marktkirche Halle“
  • Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH/„Restaurierung der denkmalgeschützten Innenräume des Goethe-Theaters“/ Rekonstruktion des „Grünen Foyers“
  • Stiftung Händel-Haus Halle/„Zielgruppenorientierte Verbesserung der Infrastruktur im Baudenkmal“
  • Landkreis Börde/„Verborgener Schatz in Ummendorf – Sanierung Börde-Museum Burg Ummendorf“
  • Stadt Dessau-Roßlau/„Ertüchtigung des Blumengartenhauses als Ort der Museumspädagogik und Malwerkstatt für Kulturtouristen
  • Landkreis Anhalt Bitterfeld/„Schaffung einer Dauerausstellungsfläche Faser im Industrie- und Filmmuseum Wolfen“
  • Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie/ „Synergien für Sachsen-Anhalt“ (anforderungsgerechter Umbau des Landesmuseums für Vorgeschichte)
  • Evangelische Kirchengemeinde St. Andreas-Nicolai-Petri im KGV Lutherstadt Eisleben/„St. Andreas Lutherstadt Eisleben – Kunst-Musik-Spiritualität“
  • Stadt Ilsenburg (Harz)/„Kunstgussmuseum Marienhof Ilsenburg“
  • Kulturstiftung Wernigerode/„Umnutzung der Liebfrauenkirche Wernigerode zur Konzertkirche“
  • Landeshauptstadt Magdeburg/„Klosterkirche/ Konzerthalle Sanierung Innenraum – Kloster Unser Lieben Frauen“
  • Förderverein Annaburger Porzellaneum e.V./„Erweiterung Porzellaneum mit Schauproduktion“
  • Landeshauptstadt Magdeburg/„Aufwertung und Sanierung Nordflügel – Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen“
  • Landkreis Anhalt Bitterfeld/„Musik-Galerie an der Goitzsche
  • Kulturstiftung Sachsen-Anhalt/„Neugestaltung der Freiflächen und Erhöhung der kulturtouristischen Attraktivität der Klosteranlage“ (Michaelstein)
  • Landeshauptstadt Magdeburg/„Sanierung der Festungsanlage Ravelin 2“
  • Landeshauptstadt Magdeburg/„Aufwertung und vollständige Wiederherstellung des denkmalgeschützten historischen Museumsbaus“ (Kulturhistorisches Museum)

Weitere förderwürdige Projekte des Wettbewerbs, die über andere Ministerien umgesetzt werden:

  • Stadt Halle (Saale)/„Silberschatz der Halloren“ (Technisches Halloren-und Salinemuseum
  • Stadt Allstedt/„Burg und Schloss Allstedt“
  • Stadt Haldensleben/„Schloss Hundisburg
  • Evangelische Kirchengemeinde St. Marien Haldensleben/„St. Marienkirche findet Stad(t)t“

Digitalisierung der Kulturlandschaft

In der Legislaturperiode konnte die Digitalisierung der Kulturbestände erheblich vorangetrieben werden. So hat der Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt e.V. mit Unterstützung des Landes aus dem Programm zur Gestaltung des digitalen Wandels in Sachsen-Anhalt (DigiProjekt-LSA/Digital Heritage) eine digitale Werkdatenbank erstellt. Damit steht erstmals ein umfangreiches Onlineverzeichnis zum künstlerischen Schaffen in Sachsen-Anhalt zur Verfügung.

Das Land hat darüber hinaus Fördermaßnahmen für innovative audiovisuelle Medienproduktionen (kurz DigiProjekt-LSA/Digital Creativity) in Höhe von bis zu 130.000 Euro unterstützt.

Besonders attraktiv für junge Besucher der „Arche Nebra“ (Himmelsscheibe) ist dabei die von der Firma MotionWorks GmbH in Halle entwickelte Edutainment-App „Der bronzene Himmel“. Die App ermöglicht es, in die Zeit der Himmelsscheibe einzutauchen. Mittels GPS-Funktion lassen sich Ereignisse um die Himmelsscheibe während der Wanderung von der Arche Nebra bis zum Fundort auf dem Mittelberg interaktiv miterleben.

Innovativ ist auch das Projekt „Sprechende Bilder“ – eine Kooperation des Gleimhauses Halberstadt mit der Halberstädter Kreativagentur „Ideengut“ und der Hochschule Harz. Mittels einer Audioinstallation mit Sprachsteuerung können im „Freundschaftstempel“ der ständigen Ausstellung des Gleimhauses einige der Porträts zum Sprechen gebracht werden.

In Kooperation mit dem Land hat das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) ein Denkmalinformationssystem aufgebaut. In dem Kartendienst sind rund 36.000 Baudenkmale und archäologische Kulturdenkmale erfasst. Um die archäologischen Schätze des Landes zu bewahren, hat das LDA eines der größten Digitalisierungsprojekte in Sachsen-Anhalt verwirklicht: Unter dem Titel „Digital Heritage 2017/18“ wurde die archäologische Sammlung des Landesamts – eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutendsten Mitteleuropas – innerhalb weniger Monate digitalisiert. Rund 186.000 Karteikarten des Hauptkataloges, über 10.000 Fundmünzen und etwa 423.000 vom Verfall bedrohte historische Fotografien konnten gesichert, erfasst und online aufbereitet werden. Ein Meilenstein der digitalen Museumsarbeit!

In dem auf fünf Jahre angelegten Projekt „Digitale Strategien für Sachsen-Anhalts Museen (20202024)“ des Museumsverbands Sachsen-Anhalt e.V. wurde damit begonnen, an ausgewählten Museen digitale Strategien zu entwickeln und umzusetzen, sowohl für die Online-Kommunikation, als auch für den Einsatz neuer Technologien. Ziel des Projektes ist es, die vergleichsweise strukturellen Nachteile der kleinteiligen Museumslandschaft in Sachsen-Anhalt auszugleichen und die Häuser untereinander, aber auch mit ihren Kooperationspartnern, stärker als bisher zu vernetzen und sichtbarer zu präsentieren.

Drei Schwerpunkte sollen modellhaft an ausgewählten Museen realisiert werden:

  • Erstellung digitaler Kommunikations-Strategien/ Online-Strategien (Öffentlichkeitsarbeit im Internet und in Netzwerken),
  • Erstellung digitaler Vermittlungs-Strategien (von Apps über komplexe Portale bis hin zu Virtual Reality Projekten),
  • Erarbeitung der Grundlagen für den Relaunch der Webpräsentationen des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e.V. als öffentlichkeitswirksame interaktive Plattform der Museen im Land.

Mit dem Projekt wird die Digitale Agenda des Landes Sachsen-Anhalt für den Museumsbereich umgesetzt („Museum  4.0“).

Als weitere Förderprojekte seien noch genannt die Virtual-Reality-Präsentation des Spiegelkabinetts im Schloss Merseburg und die Umsetzung digitaler Strategien der Kunstvermittlung im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg.

Theater- und Orchesterverträge 2019-2023

Sachsen-Anhalt verfügt über kein eigenes Staatstheater/Staatsorchester. Seit über 20 Jahren werden die kommunalen Theater und Orchester in Sachsen-Anhalt vom Land finanziell durch Zuwendungsverträge (ZWV) unterstützt – im Berichtszeitraum durch die Verträge 2014-2018 sowie 2019-2023.

Ziel der Theater- und Orchesterverträge ist es, die kommunalen Träger zur Absicherung der Betriebskosten (Personal- und Sachkosten) soweit zu unterstützen, dass die künstlerische Arbeit der Theater und Orchester mittelfristig abgesichert ist. Seit 2014 beträgt der Förderzeitraum fünf Jahre.

Die Zuwendungsverträge 2014-2018 standen unter starkem Haushaltskonsolidierungsdruck, der vor allem für die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, das Anhaltische Theater Dessau und die Landesbühne Eisleben zu Sanierungs- und Strukturmaßnahmen im Vertragszeitraum geführt hatte. Dafür haben Träger und Land jeweils etwa zehn Millionen Euro Strukturanpassungsgelder bereitgestellt.

Alle Häuser – besonders aber die genannten – nahmen in der Zeit 2014-2018 erhebliche strukturell-personelle Anpassungen vor. Zugleich wurden die Theater- und Orchesterverträge (erstmals) mit einer Dynamisierungsklausel ausgestattet, wodurch verhindert werden sollte, dass in der Vertragslaufzeit wieder neue Strukturverwerfungen eintreten würden, vor allem durch aufwachsende Tarife. Auf dieser prinzipiellen Grundstruktur basierend konnten die Verträge 2019-2023 neue positive Impulse in der Theater- und Orchesterlandschaft des Landes setzen. Die Fördersummen von Land und Trägerkommunen wurden deutlich erhöht. Allein der Landesanteil stieg von 164,7 Millionen Euro (inklusive Strukturanpassungsfonds) in der Vertragslaufzeit 2014-2018 auf 196,9 Millionen Euro in der Vertragslaufzeit 2019-2023. Der Förderantrag der kommunalen Träger beträgt 2019-2023 über 316 Millionen Euro.

Die Dynamisierungsquote 2019-2023 wurde im Vergleich zu 2014-2018 verdoppelt (auf vier Prozent). Die Fördersummen aller Verträge wurden grundhaft um fünf Prozent im Vergleich zur vorherigen Laufzeit angehoben. Darüber hinaus bekamen Eisleben, Dessau und Halle weitere Sonderzuschüsse, um ihre strukturellen Anpassungsmaßnahmen abzuschließen. Damit erhielten die Theater und Orchester in Sachsen-Anhalt nicht nur eine gesicherte Perspektive im Vertragszeitraum 2019-2023, sondern mittelfristig auch darüber hinaus.