Interview zum Projektstart „Systematische Aufarbeitung der Bestände aus Freimaurereigentum im Städtischen Museum Aschersleben"
Interview mit Luisa Töpel und Christiane Grathwohl-Scheffel
Das Städtische Museum Aschersleben wurde beim Erstcheck „Provenienzforschung“ des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt 2016 untersucht. Im Museum gibt es starke Verbindungen mit der örtlichen Freimaurerloge. Das Museum nutzt seit 1955 das ehemalige Logenhaus und beherbergt neunzig bekannte Freimaurer-Objekte. Die wieder aktive Johannisloge „Zu den drei Kleeblättern“ ist daran interessiert, ihr NS-verfolgungsbedingt entzogenes Eigentum zurückzuerhalten. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Die seit 1992 aktive Johannisloge „Zu den drei Kleeblättern“ arbeitet schon jahrelang gut mit dem Museum zusammen. Wie muss man sich das bei Ihnen im Haus vorstellen?
Luisa Töpel: Der Freimaurertempel ist als Teil der Museumsausstellung geöffnet. Das ist einzigartig in Deutschland. Denn sonst tagen und treffen sich die Freimaurer hinter verschlossenen Türen; nicht umsonst sind die Freimaurer geheimnisumwoben. Bei uns zeigen eine kleine Objektausstellung in Vitrinen und einige Schautafeln im Tempel Informationen zur Freimaurerei und zur Geschichte der hiesigen Loge.
Frau Grathwohl-Scheffel, Sie werden die Provenienzforschungen durchführen. Wie werden Sie vorgehen?
Christiane Grathwohl-Scheffel: Zum einen ist es notwendig, die Liquidierung der Loge aufzuarbeiten. Zum anderen werde ich alle neunzig Objekte auf Provenienzmerkmale hin untersuchen und diese dokumentieren. Dann folgen Recherchen zu Eigentums- und Besitzverhältnissen und soweit möglich Kontextforschung. Für Objekte mit nachweislicher Verbindung zur Ascherslebener Johannisloge soll ein Ansatz für eine faire und gerechte Lösung nach den Washingtoner Prinzipien gefunden werden.
Um welche Objekte handelt es sich, was muss man sich unter Freimaurer-Gegenständen vorstellen?
Töpel: Unter den Logen-Objekten sind Abzeichen (Bijous), Bücher, Gläser, Schurze, ein Zeremonienmeisterstuhl und sogar zwei Stuckelemente des Logenhauses.