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Forschungsprojekt: Museumsberatung in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt 1933-1945

Interview mit dem Kunsthistoriker Sven Pabstmann

Was genau erforschen Sie im Forschungsprojekt "Museumsberatung in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt 1933-1945"

Bei diesem vom Land Sachsen-Anhalt und durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt geht es um die Aufarbeitung der Geschichte des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V. bzw. seiner Vorgängerinstitutionen in der Zeit des Nationalsozialismus. Denn bisher wissen wir nur sehr wenig über die Verwaltungsstrukturen und personellen Netzwerke des Museumsverbandes. Im Allgemeinen gibt es kaum Forschungen zu diesem Themengebiet, auch in den anderen Bundesländern nicht. Zu Recht kann man in diesem Fall von einem Pilotprojekt sprechen. Am Ende des Projektes werden die Forschungsergebnisse in einer Publikation veröffentlicht und somit der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Was haben Sie bisher über die Anfänge des Museumsverbandes herausgefunden?

Die Geschichte des heutigen Verbandes geht auf den im Jahr 1921 gegründeten "Museumsbund der Provinz Sachsen" zurück. 1932 wurde dieser in "Verband zur Förderung der Museumsinteressen in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt" umbenannt und existierte seit 1936 unter der Bezeichnung "Museumsverband für die Provinz Sachsen und für Anhalt". Der Verband hatte seinen Sitz damals in Merseburg, die Geschäftsführung übernahm der dortige Landesrat Siegfried Berger (1891–1946). Für die fachliche Museumsberatung wurden 1936 durch das "Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung" insgesamt 24 Museumspfleger eingesetzt. Für die Provinz Sachsen nahmen diese Funktion der Direktor der "Landesanstalt für Volkheitskunde" in Halle (Saale), Walther Schulz (1887–1982) und für das Land Anhalt der Direktor des "Anhaltischen Landesmuseums" in Zerbst, Gustav Hinze (1879–1973), wahr.

Welche Ziele verfolgt der Museumsverband mit diesem Forschungsprojekt und wie gehen Sie dabei vor?

Der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. erhofft sich durch die Untersuchung nicht nur neue Kenntnisse über die weitgehend noch unbekannte eigene Verbandsgeschichte in der NS-Zeit, sondern erwartet auch für zukünftige Forschungsprojekte relevante Erkenntnisse wie z. B. zu systemübergreifenden strukturellen und personellen Kontinuitäten. Die Untersuchung geht dabei Fragen nach, die sich bereits durch die Erstchecks ergeben haben: In welchem Maße steuerten die staatlich bestellten Museumspfleger die Entwicklung der mitteldeutschen Museumslandschaft? Inwiefern nahmen sie Einfluss auf die ideologische Ausrichtung der Museen? Welcher persönlichen Netzwerke bedienten sie sich hierbei?

Bei diesem Projekt handelt es sich um Grundlagenforschung mittels umfangreicher Recherchen in verschiedenen Archiven, Bibliotheken und Museen in und außerhalb Sachsen-Anhalts. Durch diese sehr aufwendige Prüfung zahlreicher historischer Dokumente möchten wir Genaueres über die Strukturen, Aufgaben und Funktionen der Museumsberatung erfahren. In erster Linie setzt dies biografische Recherchen zu den beteiligten Akteuren voraus, um z. B. ihre Beziehungen zu den übergeordneten NS-Reichsbehörden aufzuklären und daraus ggf. Rückschlüsse auf ihre Beteiligung an der Beschlagnahmung und Verbringung von jüdischem Besitz ziehen zu können.

Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V.

Käthe-Kollwitz-Str. 11
06406 Bernburg
http://www.mv-sachsen-anhalt.de/

Tel.: +49 (0) 3471/ 62 81 16
E-Mail: info(at)mv-sachsen-anhalt.de

Ansprechpartner

Sven Pabstmann M.A. | wiss. Mitarbeiter für Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Str. 11
06406 Bernburg

Tel./Fax: 03471 - 62 81 16
Mobil: 0151 - 563 848 03
E-Mail: pabstmann(at)mv-sachsen-anhalt.de