Die Schriftstellerin Dr. Angela Steidele wird mit dem diesjährigen Klopstock-Preis für neue Literatur ausgezeichnet. Sie erhält den mit 12.000 Euro dotierten Hauptpreis für ihr literarisches Gesamtwerk. Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis geht an Domenico Müllensiefen für sein Roman-Debüt.
Staatsminister und Minister für Kultur Rainer Robra gratuliert der neuen Preisträgerin: „Angela Steidele schreibt eindrucksvolle Geschichten, in denen Geschichte neu geschrieben wird. Wenn sie etwa über Bachs Tochter Catharina Dorothea schreibt und von Gottsched über Goethe bis Klopstock ein Panorama deutscher Musik-, Literatur- und Philosophiegeschichte entfaltet, dann eröffnen sich dem Leser unvorhergesehene Perspektiven. Ich beglückwünsche Angela Steidele zum diesjährigen Klopstock-Preis.“
Angela Steidele wurde 1968 in Bruchsal geboren. Nach dem Studium der Kulturpädagogik (Literatur, Musik und Philosophie) promovierte sie in Allgemeiner Literaturwissenschaft an der Universität Siegen. Ihre Sachbücher, Romane und Prosatexte führen immer wieder nach Mitteldeutschland. Seit den ersten Veröffentlichungen stehen weibliche Figuren der Geschichte im Zentrum ihrer Erzählungen.
In ihrer Begründung unterstreicht die Jury Steideles herausragendes Talent „das Faktische mit dem Fiktiven zu verweben und daraus eine große Erzählung zu machen. In akribischer Recherche und mit großem Witz erschließt sie die (weibliche) mitteldeutsche Geschichte. Dabei ist ihre Literatur ebenso feministisch wie politisch zu lesen: Ihre Kunst besteht darin, historische Themen für unsere Gegenwart fruchtbar zu machen. Kaum je war die Besinnung auf die Idee der Aufklärung notwendiger.“
Domenico Müllensiefen wurde 1987 in Magdeburg geboren und wuchs in der Altmark auf. Mit dem Klopstock-Förderpreis wird er für seine vielbeachtete Nachwendegeschichte „Aus unseren Feuern“ ausgezeichnet. Den Literaturbeirat beindruckte Müllensiefens unverstellter Blick auf Teile unserer Gesellschaft, die sonst nicht im Fokus der Gegenwartsliteratur stünden. Er erfinde Geschichten von Relevanz, „changierend zwischen bretthartem Realismus, grandioser Komik und einer zutiefst berührenden poetischen Weltdeutung“.
„Domenico Müllensiefens Romandebüt erzählt eine Geschichte aus dem viel zu oft übergangenen ostdeutschen Arbeitermilieu der Nachwendezeit. Schon in jungen Jahren hat er zu einer eigenen Sprache gefunden, die seinen Texten eine überwältigende Authentizität verleiht. Für sein weiteres Schaffen wünsche ich ihm alles Gute“, so Rainer Robra.
Die feierliche Preisverleihung findet am 31. August 2023 in der Welterbestadt Quedlinburg statt.
Hintergrund
Seit 2015 verleiht das Land Sachsen-Anhalt jährlich den „Klopstock-Preis für neue Literatur“. Er stellt die höchste Auszeichnung des Landes auf dem Gebiet der Literatur dar. Eine hierfür eigens eingesetzte Jury bestimmt den Hauptpreisträger oder die Hauptpreisträgerin. Der Preis wird vergeben für ein deutschsprachiges Werk aus den letzten vier Jahren oder für eine literarisch wertvolle Gesamtleistung. Der Förderpreis wird auf der Grundlage von Vorschlägen des Literaturbeirates verliehen. Er richtet sich an Nachwuchsautorinnen und autoren aus Sachsen-Anhalt, deren Debütveröffentlichung bundesweit Beachtung gefunden hat.
Namenspatron des Preises ist der in Quedlinburg geborene Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), einer der bedeutendsten Dichter und Literaten des Zeitalters der Aufklärung. Bisherige Hauptpreisträger waren Ann Cotten (2015), Uwe Kolbe (2016), Thomas Melle (2017), Marion Poschmann (2018), Alexander Kluge (2019) Clemens Meyer (2020), Annett Gröschner (2021) und Matthias Jügler (2022).