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Gleimhaus – Museum der deutschen Aufklärung

Im Gleimhaus befinden sich im Bestand der Bibliothek einige Exemplare des jüdischen Berliner Bibliophilen und Sammlers Gotthilf Weisstein, kenntlich durch ihr Exlibris.

Gotthilf Weisstein (1852 -1907) entstammte einem jüdischen Berliner Elternhaus. Nach dem Studium der Philologe und Germanistik arbeitete als Journalist, zunächst beim Stuttgarter Tageblatt, dann ab 1880 beim Berliner Tageblatt und der Tribüne. Seine Liebe gehörte den Büchern, der Literatur und dem Theater: In zahlreichen Zeitschriften und Jahrbüchern publizierte Weisstein immer wieder zu literaturgeschichtlichen Themen aber auch zur Theatergeschichte. Gemeinsam mit Carl Schüddekopf, Fedor von Zobeltitz und anderen gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Bibliophilen in Weimar (1899) und des Berliner Bibliophilen Abends (1905).

Seine private Bibliothek war sehr umfangreich, ein Katalog, nach Weissteins Tod von seinem Bruder Hermann erstellt, verzeichnet über 9000 Positionen. Diese Bibliothek enthielt viele Rara und Widmungsexemplare und war ihrem Besitzer natürlich äußerst lieb und wert. Weisstein äußerte zu Lebzeiten einmal, in einer Runde mit Freunden, „… mit einer Trennung von seinen geliebten Büchern würde auch sein Herzschlag aussetzen.“ (vgl. Bücher-Sammlung des Herrn Professor Dr. Carl Schüddekopf )

Die Weisstein-Bibliothek und ihre Spuren

Diese Trennung hat er persönlich nicht erleben müssen. Nach seinem Tod 1907 kümmerte sich der Bruder Hermann um den Erhalt der Sammlung. Er war es auch, der das schlichte Exlibris, das sich heute in allen Büchern befindet, drucken und einkleben ließ. Ebenso ließ er besagten Katalog herstellen. Als ihm die Räumlichkeiten, in denen die Bibliothek aufbewahrt wurde, nicht mehr zur Verfügung standen, gab er den gesamten Bestand an die Berliner Staatsbibliothek. Er wurde dort als Depositum aufgestellt und konnte auch genutzt werden. Als Hermann Weisstein starb löste seine Witwe Margarethe den Depositumsvertrag mit der Staatsbibliothek. Sie beauftragte 1933 das jüdische Antiquariat Martin Breslauer in Berlin mit dem Verkauf. Ungeklärt ist bis heute ihre Motivation für diesen Verkauf, ob er evtl. aufgrund irgendwelcher Repressalien erzwungen war.

Der mit dem Verkauf beauftragte Antiquar Martin Breslauer wurde 1936 enteignet, Bücher mit dem Exlibris Weissteins tauchen nun beim Antiquariat Werner Schulze in Berlin auf, das wohl die Bestände Breslauers übernommen hat oder aus dessen Geschäft hervorgegangen ist. Auch diese Umstände sind noch nicht genau geklärt.

Weitere Forschung in Planung

Im Gleimhaus sind bislang elf Bücher mit der Provenienz Weisstein identifiziert worden. Zehn Exemplare wurden noch bei Breslauer, nämlich im Januar 1934, erworben. Das elfte jedoch ist ein Ankauf aus der jüngsten Zeit, erworben 2011 im Antiquariatsbuchhandel, wo immer wieder Bücher aus Weissteins Bibliothek auftauchen.

Die genaueren Umstände sowohl des Verkaufs der Bibliothek durch Margarethe Weisstein als auch der Geschäftsaufgabe des jüdischen Antiquariats Breslauer bedürfen noch der Erforschung.

Dies ist nur einer von mehreren Verdachtsmomenten, der im Ergebnis des  Erstchecks im Gleimhaus festgestellt wurde. Eine weiterführende vertiefende Forschung zu NS-Raubgut im Bestand des Hauses ist in Planung.

Gleimhaus – Museum der deutschen Aufklärung
Domplatz 31
38820 Halberstadt

Tel.: (0 39 41) 68 71-0
www.gleimhaus.de

Öffnungszeiten
Mai-Oktober: Dienstag-Sonntag, Feiertage 10-17 Uhr
November-April: Dienstag-Sonntag, Feiertage 10-16 Uhr
geschlossen am 24. und 25. Dezember sowie am 31. Dezember und 1. Januar

Museumsverband
Sachsen-Anhalt e. V.

Käthe-Kollwitz-Str. 11
06406 Bernburg
www.mv-sachsen-anhalt.de